Der Körper, unser Instrument

In meinem Gesangsunterricht lege ich großen Wert auf die Förderung des Körperbewußtseins über entsprechende Bewegungen. Sitzt eine Stimme nicht optimal, liegt es nicht am Stimmapparat sondern daran, welche Körperspannung vorhanden ist, welche Muskelgruppen benötigt werden und wie mit dem Atem umgegangen wird. Unser Körper holt sich immer die Spannung die er braucht, selbst, wenn sie an der falschen Stelle ist.

  Beispiel: Bekannterweise sollte bei der Klangbildung das Zwerchfell, die tiefen Schichten der Bauchmuskulatur und der Beckenboden betätigt werden. Geschieht dies nicht in der erforderlichen Art und Weise, versucht der Körper mit der Halsmuskulatur den Klang zu halten. Der Hals aber spielt die kleinste Rolle beim Singen (dort befindet sich lediglich der Kehlkopf), also muss die Spannung über das Körperbewusstsein an die entsprechende
Stelle verlegt werden.

Gesundes Singen hat nicht unbedingt etwas mir Begabung zu tun, sondern mit unserem Körperbewußtsein. Wenn jemand ohne Gesangsausbildung schon sehr effektiv singt, gehe ich davon aus, dass er unbewußt die richtigen Muskelgruppen betätigt und deshalb eine gute Körperspannung beim Singen hat. Aber mit viel Geduld und Ausdauer haben auch Menschen mit starken gesanglichen Defiziten, die ich bereits aufgezählt habe, die Möglichkeit, ihre eigene Stimme, ihren eigenen optimalen Sitz zu finden. Nur dürfen sie nicht erwarten, dass nach kurzer Zeit schon alles stimmt. Singen lernt man wie ein Instrument. Nach einem halben Jahr Klavierunterricht werden sie noch keine Beethoven Sonate spielen können.

Oft kommen Menschen für eine Probestunde zu mir, um von mir zu hören, ob es sich bei ihrer Stimme überhaupt lohnt Gesangsunterricht zu nehmen. Solange an den Stimmlippen keine krankhafte Veränderung vorhanden ist, lohnt es sich immer. Meiner Meinung nach ist es wichtig Fortschritte zu machen und einfach abzuwarten, was am Ende dabei herauskommt. Jede Stimme kann in sich gefördert werden, egal ob Chor- oder Solostimme.